Die Wiesenkirche – Das Baugeschehen. Das Gesamtkunstwerk

Die hochgotische Hallenkirche St. Maria zur Wiese ist weit über die Grenzen der alten Hansestadt Soest bekannt. In ihrer Architektur verbinden sich erhabene Majestät und filigrane Eleganz als nur scheinbare Gegensätze zu einem räumlichen Gesamtkunstwerk. Mit der „Dombauhütte St. Maria zur Wiese“ besteht an dieser Kirche zudem eine moderne Dombauhütte. Sie ist neben den rheinischen – allen voran die in Köln, Aachen und Xanten – die einzige westfälische Dombauhütte im Land Nordrhein-Westfalen.

St. Maria zur Wiese oder – wie die Soester sagen – die Wiesenkirche ist mit der Grundsteinlegung im Jahr 1313 die jüngste der sieben mittelalterlichen Kirchen Soests. Der in der ursprünglichen Quellniederung der mittelalterlichen Großstadt Soest errichtete Bau dient seit der ersten belegten Altarweihe um 1340 – 50 bis in die Gegenwart als Gemeindekirche. Architektur und Ausstattung von St. Maria zur Wiese weisen jedoch über diese Funktion hinaus: Diese Marienkirche im Stil der französischen Gotik war das prestigeträchtige Bauprojekt eines selbstbewussten und wirtschaftlich erfolgreichen Stadtpatriziats. Sowohl seine konstruktive und ästhetische Perfektion als auch die für Pfarrkirchen ungewöhnliche Doppelturmfassade zeugen noch heute vom Bürgerstolz der Erbauergeneration.

Auch die Ausstattung der Wiesenkirche ist Ausdruck einer bis in die heutige Zeit reichenden Freude an der künstlerischen Gestaltung von Glauben und Leben. Dies gilt in besonderem Maße für die Glasfenster der Wiesenkirche: Nicht nur, dass die Hauptchorfenster den größten erhaltenen Zyklus mittelalterlicher Glasmalereien in Westfalen bilden und das weit über Soest hinaus berühmte „Westfälische Abendmahl“ als eine der originellsten Adaptionen dieses seit Mitte des 15. Jahrhunderts in der toskanischen Malerei tradierten Bildtypus gelten darf – im Fensterschmuck der Wiesenkirche zeigt sich die ungebrochene Tradition stadtbürgerlicher Stiftungen: Alle Fenster der Kirche, von den mittelalterlichen Scheiben des Hochchores bis zu den modernen Glasmalereien Hans Gottfried von Stockhausens von 1999, sind durch Stiftungen und Spenden entstanden.

Diese Kontinuität gilt auch für die nunmehr über 700 Jahre lebendige Bautradition an St. Maria zur Wiese: Wir können heute von einer Abfolge von drei Bauhütten sprechen: Die Mittelalterliche existierte von 1313 bis 1529 und hinterließ uns die harmonisch gestaltete Halle mit dem emporstrebenden Chor. Die Vollendung der imposanten Doppelturmanlage war ein Werk  der zweiten Bauhütte zwischen 1846 und 1882. Die Gründung der dritten Bauhütte an St. Maria zur Wiese im Jahr 1990 griff diese Tradition auf und wusste sie zeitgemäß zu füllen: Mit der heutigen „Dombauhütte St. Maria zur Wiese“ entstand ein modernes regionales „Zentrum für Theorie, Praxis, Forschung und Entwicklung neuer Denkmaltechniken“.

 

 

Telefon: 02921 / 15011
Mail: info@bauhuette-wiesenkirche.de

Der Westfälische Dombauverein St. Maria zur Wiese, Soest e. V. freut sich über jede Spende, die hilft, das Bauwerk zu erhalten.